Lobenberg: Je nach Zuteilung einer AP-Nummer oder auch nicht, wird dieser Wein nur Querkopf Silvaner oder Nackenheimer Silvaner ohne den Zusatz Querkopf, genannt. Und als solcher ist er gleichzeitig ein Prototyp und ein Pionier. Es ging Kai darum, an die Grenzen natürlicher Prozesse zu gehen. Der Wein hat komplette sechs Tage auf die Vergärung warten müssen. Mit den Füßen getreten, eingemaischt, sechs Tage unter Trockeneis gestanden, um die fehlende Alkoholsüße durch Phenolik und Tanningerüst auszugleichen. Der Wein hat keinen Schwefel gesehen und unfiltriert ist er natürlich auch. Ein ganz kleiner Rest Zucker ist in der Flasche zu Ende gegoren. Das Verfahren ähnelt der Methode PetNat, nur, dass es sich um viel weniger Restzucker handelt und damit fast kein Druck aufgebaut wird. Lediglich eine schützende, natürliche Kohlensäure ist vorhanden. So ist der Wein unter dem Schraubverschluss frisch und vor Oxidation geschützt. Dieser extreme Ansatz führt auch zu deutlich traubigen, schaligen Noten in der Nase. Nicht von ungefähr gibt es hier bei Kai Schätzel durchaus Ähnlichkeiten mit dem gut befreundeten Michael Teschke. Unter der ganzen Phenolik dieses Silvaners kommt dann aber doch mit der Zeit glasklar Silvaner hindurch. Die Schaligkeit tritt in den Hintergrund. Die Mineralik kommt durch. Sehr blumig und auch sehr steinig. Auch dieser Wein, aus dieser speziellen Lage vom roten Stein kommend, wird ein Naturwein. Dieser Silvaner ist im Mund so laut, so krachend. Fast rotfruchtig, ich tippe auf Zwetschge, Preiselbeere und rote Johannisbeere. Immense Länge in dieser steinigen Salzigkeit. Der Wein hat nur knapp 11% Alkohol, aber er bezieht seine ganze Fülle aus dieser wirklich explosiven Silvaner-Frucht, die ich in dieser rotfruchtigen, massiven Art so noch nie probiert habe. Ein großer Naturwein. In der gleichen Liga wie die Scheurebe. Auch von diesem Wein gibt es nur 400 Flaschen Gesamtproduktion. Eine echte Rarität. Wem das jetzt vielleicht noch zu wild und zu extrem “naturweinig” ist, dem raten Kai und auch wir zur Geduld, Der Wein sollte richtig reifen, denn das kann er gnadenlos gut. Ich durfte Kais ersten Querkopf aus 2012 probieren... Potz Blitz wird das mit Reife gut! 96-98/100